Vom Übernehmer zum Übergeber

Handwerkskammer

Vom Übernehmer zum Übergeber

Tischlerei Vielstädte aus Ostercappeln: Vor 27 Jahren Betrieb mit Beratung der Handwerkskammer übernommen, jetzt mit Beratung der Kammer an Mitarbeiter übergeben.

Die Übernahme eines etablierten Betriebes stellt eine attraktive Alternative zur Neugründung dar, da die häufig mühsame Aufbauphase entfällt. So kann direkt auf einen vorhanden Kundenstamm und ein eingespieltes Mitarbeiterteam zurückgegriffen werden – wie bei der Tischlerei Vielstädte aus Ostercappeln, die jetzt von langjährigen Mitarbeitern übernommen wurde.

„Ich wollte spätestens mit 60 den Betrieb übergeben“, beschreibt Matthias Vielstädte die Ausgangslage. Zusammen mit seiner Frau Jutta besuchte er immer wieder Info-Veranstaltungen der Handwerkskammer zum Thema Nachfolge. „Als wir 1994 einen Betrieb zur Übernahme suchten, stießen wir auf die Betriebsbörse der Handwerkskammer und den erfahrenen Berater Manfred Hein.“ Gemeinsam gestalteten sie damals bereits die Übernahme und entwickelten den Betrieb zu einer Institution im Bereich Restaurierung mit dem Kerngeschäft Denkmalpflege. Ein erstklassiger Ruf, eine voll ausgestattete moderne Werkstatt, zeitgemäße digitale Infrastruktur und ein motiviertes 11-köfiges Team – ideal für junge Unternehmer. Das dachten sich auch Sven Kopatz, ehemaliger Auszubildender und Werkstattleiter Marcel Foth. Sie setzten sich mit den Inhabern und Beratern der Handwerkskammer zusammen und entwickelten gemeinsam ein Übernahmekonzept.

Die Finanzen waren natürlich ein wesentlicher Schwerpunkt. „Gerade bezüglich der unabhängigen Wertermittlung von Gebäuden, Maschinen und Material ist eine neutrale Instanz bei der Übergabe für beide Parteien enorm wichtig“, erklärt Jutta Vielstädte. Für ihren ehemaligen Mitarbeiter Marcel Foth (33) war die Übernahme die Chance seines Lebens. Aber allein wollte der Werkstattleiter das Risiko nicht tragen. So kam Sven Kopatz (43) ins Spiel, der ehemalige Auszubildende, der mittlerweile anderen beruflichen Herausforderungen nachging. Beide ergänzen sich in unterschiedlichen Talenten, Fachrichtungen und betrieblichen Abläufen. Foth: „Wir teilen Freud, Leid, Probleme und Risiken, man kann sich ergänzen und auch kontrollieren, denn wir sind sehr unterschiedliche Typen und das ist genau richtig für das Team und den Betrieb. Kollege Kopatz ergänzt verschmitzt: „Jetzt bin ich Chef meines Ex-Chefs!“

Alle gemeinsam betonen sie die professionelle Begleitung durch die externen Berater*innen und die auch daraus resultierende enorme Kostenersparnis. Die Vielstädtes arbeiten weiterhin als Angestellte im Betrieb mit, haben aber alles verkauft und damit für alle Beteiligten klare Verhältnisse geschaffen. Matthias Vielstädte hat allerdings noch einen ganz besonderen Wunsch: „Ich warte ungeduldig darauf, Mitarbeiter des Monats zu werden!“

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Die Nachfolgeberatung

Zu einer erfolgreichen Übergabe oder Übernahme eines Betriebs gehört eine intensive und detaillierte Planung sowie einige emotionale Höhen und Tiefen. Jede Betriebsnachfolge ist individuell und einzigartig, so dass eine persönliche Beratung für Betriebe und potenzielle NachfolgerInnen von großem Nutzen sein kann. Die Handwerkskammer hilft Übergebern und Übernehmern mit einem umfangreichen Beratungsangebot rund um die Themen „Betriebsübergabe“ und „Betriebsübernahme“ und begleiten beide Parteien auf Wunsch von Anfang an über den kompletten Übergabeprozess und entwickelt Lösungskonzepte bezüglich individueller Fragestellungen.

Das Projekt „Nachfolge im Handwerk meistern!“ wird vom Wirtschaftsministerium in Hannover und dem Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) durch den Einsatz von NachfolgemoderatorInnen gefördert.

Die Nachfolgemoderatorin der Handwerkskammer, Annika Hörnschemeyer, vernetzt als zentrale Ansprechpartnerin das Angebot von allen Serviceleistungen der Betriebsberatung für eine optimale Planung.



Betriebswirtschaftliche Beraterin
Fachbereichsleiterin Betriebsberatung

Telefon 0541 6929-960
a.hoernschemeyer@hwk-osnabrueck.de