Insbesondere die Bauwirtschaft boomt

IHK und Handwerkskammer stellen Herbst-Konjunkturumfragen vor – Entwicklung auf hohem Niveau

Mit der aktuellen Geschäftslage und den Prognosen sind Sven Ruschhaupt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer und IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf zufrieden. Das konjunkturelle Hoch hält insgesamt an.

Die Wirtschaft in der Region setzt ihre Entwicklung auf hohem Niveau fort – trotz eines kleinen Knicks in der Konjunkturkurve. Insbesondere florieren Bauwirtschaft und Baugewerbe, ebenso wie die Industrie. Die Geschäftserwartungen liegen unter anderem im Bereich Dienstleistung hoch.

Zufrieden ist vor allem die Bauwirtschaft. 65 Prozent der Befragten aus der Branche bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut. Ein kleiner Dämpfer: 94 Prozent sind überzeugt, dass die Geschäfte gleich bleiben. Aber auch die Industrie beurteilt die aktuelle Lage positiv. Ähnlich sehen die Ergebnisse im Bereich der Handwerksbetriebe aus. 46 Prozent der Betriebe im Ausbaugewerbe bewerten die aktuelle Lage mit gut, 26 Prozent rechnen künftig mit noch besseren Geschäften.

Dieses gute Konjunkturklima wirkt sich auch auf die Zahl der Beschäftigten aus. Insgesamt lag diese in der Region Anfang 2017 bei knapp 290?000. „Im ersten Quartal 2018 rechnen wir mit rund 11?000 zusätzlichen Beschäftigten in der Privatwirtschaft“, sagt Graf. Im Wesentlichen von dem steigenden Personalbedarf betroffen seien der industrielle Bereich sowie gewerbliche Dienstleistungen, differenziert IHK-Geschäftsführer Frank Hesse. Zwischen 3000 und 3500 der zusätzlichen Beschäftigten würden im Handwerk benötigt, ergänzt Sven Ruschhaupt.

„Ob die Fachkräfte zur Verfügung stehen, ist die entscheidende Frage“, gibt Graf zu bedenken. Den Fachkräftemangel sehen mehr als 55 Prozent der befragten IHK-Unternehmen als großen Risikofaktor – damit liegt er auf Platz eins, gefolgt von Arbeitskosten und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Vor fünf Jahren wurden fehlende Fachkräfte von lediglich rund 30 Prozent der Umfrageteilnehmer als Risikofaktor genannt. Auch für 60 Prozent der Handwerksbetriebe ist das Finden und Binden qualifizierter Mitarbeiter in den kommenden sechs Monaten die größte Herausforderung – dicht gefolgt von der Verbesserung von Arbeitsprozessen. Mehr als die Hälfte der befragten Handwerksunternehmen gab an, über offene Stellen zu verfügen. „Dabei handelt es sich um Facharbeiterstellen“, betont Ruschhaupt.

Die anhaltend guten Konjunkturwerte geben für den Kammer-Chef jedoch auch einen kleinen Grund zur Sorge – denn es gebe kaum noch eine Möglichkeit, diese zu toppen. Anhaltspunkte für einen „Umschwung“ ergeben sich aus den aktuellen Umfragewerten jedoch nicht. 92 Prozent der Handwerksbetriebe verzeichnen eine verbesserte oder gleichbleibend gute Auftragsentwicklung. Als starkes Signal für die Zukunft bewertet Peter Beckmann, Leiter Betriebsberatung und Strukturförderung der Handwerkskammer, auch die Investitionen in Erweiterung. Mit 39 Prozent gaben mehr Unternehmen als üblich an, für Expansion Geld in die Hand zu nehmen.

Die aktuelle Geschäftslagenbeurteilung des Gesamthandwerkes im Kammerbezirk Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim ist nach wie vor sehr positiv. So berichten 39% der befragten Betriebe von einer guten und 57% von einer zufriedenstellenden Geschäftslage. Nur 4% der befragten Handwerksbetriebe bewerten ihre gegenwärtige Geschäftslage als schlecht. Getragen wird dieses sehr gute Ergebnis vor allem vom Bau- und Ausbauhandwerk sowie dem Handwerk für den gewerblichen Bedarf.

Auch hinsichtlich der Erwartungen an den weiteren Geschäftsverlauf in den nächsten sechs Monaten bleibt die deutliche Mehrzahl der Betriebe im Kammerbezirk optimistisch. 67% der Betriebe erwarten eine gleichbleibend gute und 27% der Betriebe sogar eine noch verbesserte Geschäftslagenentwicklung. Lediglich 6% der befragten Betriebe gehen von schlechteren Geschäftsergebnissen aus.

Ein Grund für die positive Geschäftslagenbeurteilung ist die gute Umsatzentwicklung. So berichteten 45% der befragten Betriebe von gestiegenen Umsatzzahlen, 48% hielten den Umsatz stabil und nur 7% mussten Umsatzeinbußen in den letzten sechs Monaten hinnehmen. Ein überdurchschnittliches Umsatzplus konnte das Ausbaugewerbe, das Handwerk für den gewerblichen Bedarf sowie das Gesundheitshandwerk verzeichnen. Auch beim Auftragseingang meldete eine deutliche Mehrzahl der Betriebe in den letzten sechs Monaten eine verbesserte bis gleichbleibende Entwicklung. Lediglich 8% der befragten Handwerksbetriebe gaben einen sinkenden Auftragseingang an.

Weiterhin verspricht die Auftragsreichweite von durchschnittlich neun Wochen ein zufriedenstellendes Auftragspolster. Dabei verzeichnen das Bauhauptgewerbe (11 Wochen), das Ausbaugewerbe (9 Wochen) und das Handwerk des gewerblichen Bedarfs (11 Wochen) die längsten Vorlaufzeiten.

Die Beschäftigungsentwicklung bei den Handwerksbetrieben im Kammerbezirk verlief in den letzten sechs Monaten positiv. So gaben per Saldo 15% der befragten Betriebe an, ihre Beschäftigtenzahl erhöht zu haben. Zudem teilte über die Hälfte der Betriebe mit, aktuell über offene Stellen zu verfügen und neue Mitarbeiter/innen zu suchen. Auch bei der Ausbildungsbereitschaft bleibt das regionale Handwerk eine verlässliche Größe. 49% der befragten Betriebe haben in diesem Jahr einen oder mehrere Auszubildende eingestellt.

Die Investitionstätigkeit blieb im Vergleich zu den Vormonaten ebenfalls stabil. 93% der befragten Unternehmen haben im letzten halben Jahr ihre Investitionen in die Betriebsausstattung erhöht bzw. auf gleicher Höhe beibehalten. 7% der befragten Betriebe haben hingegen ihre betrieblichen Investitionen reduziert.