1,8 Millionen Euro für die Zukunft des Handwerks in Papenburg

1,8 Millionen Euro für die Zukunft des Handwerks in Papenburg
Schade/Ems-Zeitung

1,8 Millionen Euro für die Zukunft des Handwerks in Papenburg

Bildungszentrum investiert

Lehrlinge besser ausbilden und Fachkräfte sichern helfen – unter anderem diese Ziele stecken in einem millionenschweren Investitionsprogramm für das Handwerks-Bildungszentrum in Papenburg. Auf der Einkaufsliste stehen Simulatoren und ein Elektroauto. Aber das ist längst noch nicht alles.

1,8 Millionen Euro darf das Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) des Aschendorf-Hümmlinger Handwerks, wie die Bildungseinrichtung an der Juister Straße mit vollständigem Namen heißt, in Digitalisierung und Modernisierung der hauseigenen Werkstätten für die überbetriebliche Ausbildung ausgeben. Die Summe setzt sich aus Fördermitteln von Bund und Land zusammen. Das BTZ versteht sich gewissermaßen als verlängerte Werkbank der Betriebe.

„Alle Gewerke bekommen etwas vom Kuchen ab“, verspricht BTZ-Geschäftsführer Heinz Jansen im Gespräch mit unserer Redaktion. Also auch die angehenden Maurer um Ausbildungsleiter Helmut Kossen. Er leitet zurzeit acht Auszubildende an. Ihre Aufgabe besteht darin, ein Zier-, Bogen- beziehungsweise Sichtmauerwerk zu schaffen. Jansen zufolge profitieren also von A wie Anlagenmechaniker bis Z wie Zimmerer sämtliche Berufszweige von den Investitionen. Zudem sieht er „mit der Anschaffung modernster Ausstattung und einer zeitgemäßen digitalen Infrastruktur“ den BTZ-Standort Papenburg nachhaltig gestärkt.

Wie der Geschäftsführer weiter erläutert, verspricht er sich durch die Investitionen ein höheres Bildungsniveau und Leistungsvermögen der Lehrlinge im Handwerk. „Eine gute Ausbildung trägt überdies zur Fachkräftesicherung bei“, betont Jansen. Zudem sollen auch die Meisterschüler der Kreishandwerkerschaft Aschendorf-Hümmling von der modernen Ausstattung im Praxisunterricht etwas haben.

Simulatoren und neue Fahrzeuge

Angeschafft werden soll beispielsweise ein technisch top ausgestatteter Schweißsimulator, mit dem sich ökonomisch und ökologisch wertvoll verschiedene Schweißverfahren darstellen lassen. Den eigentlichen Prozess des Schweißens werde der Simulator selbstverständlich nicht ersetzen, sagt Jansen. Die Land- und Baumaschinenmechaniker sollen sich derweil in einem Fahrsimulator ausprobieren dürfen – GPS-Technik inklusive. „Die Maschinen werden schließlich immer größer und komplexer“, betont Jansen.

Ebenfalls für Übungszwecke gekauft werden ein Elektrofahrzeug samt Ladesäule. Auch bei Kfz schreite die technische Entwicklung rasch voran, sagt der BTZ-Geschäftsführer mit Blick auf ein Hybrid-Fahrzeug in der Kfz-Werkstatt. Für die Fachbereiche Elektro, Heizung, Sanitär gewinne derweil die digitale Vernetzung in den eigenen vier Wänden (Smart-Home) eine immer bedeutendere Rolle.

Jansen zeigt sich im Übrigen fest davon überzeugt, dass eine handwerkliche Ausbildung nach wie vor gute berufliche Zukunft hat und viele Karrieremöglichkeiten eröffne. „Wir wollen unseren Teil zu einer soliden Ausbildung beitragen“, sagt er. Dem Geschäftsführer zufolge stehen im BTZ seit 2013 im Zwei-Jahres-Rhythmus größere Investitionen an, zuletzt unter anderem in den Brandschutz und die Umrüstung der Beleuchtung auf LED-Technik. Jetzt folge ein weiterer Schritt hin zu mehr Digitalisierung.

Das BTZ ist nach Jansens Einschätzung bisher „noch relativ gut“ durch die Corona-Krise gekommen. Nach dem ersten Lockdown, als der Betrieb von Mitte März bis Anfang Mai ruhte, habe er seitdem unter besonderen Bedingungen und Schutzmaßnahmen aufrechterhalten können. Gleichwohl bedeute das auch eine „Kraftanstrengung für alle“.

Auswirkungen der Pandemie überschaubar

Auf die Teilnehmerzahlen und -stunden habe sich die Pandemie bislang einigermaßen überschaubar ausgewirkt. Bei 2500 Teilnehmern und 150.000 -stunden seien es im vergangenen Jahr 2200 Teilnehmer und 120.000 -stunden gewesen.

Kerngeschäft des BTZ mit seinen sieben Ausbildungsmeistern und vier Vollzeitkräften in der Verwaltung ist die betriebsbegleitende Ausbildung. Sie machte 2019 dreiviertel des Lehrvolumens auf. Das BTZ ist zudem in der Fort- und Weiterbildung für Handwerk und Industrie sowie als zertifizierter Bildungsträger in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit aktiv. Jansen hebt aber auch die aus seiner Sicht gute Zusammenarbeit mit den Berufsbildenden Schulen sowie der Kreishandwerkerschaft und der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim hervor. Letztere sind Träger des BTZ.

Gerd Schade: 1,8 Millionen Euro für die Zukunft des Handwerks in Papenburg, NOZ, 7.2.2021